Wofür steht die CDU?
Unser
Verständnis vom Menschen
Die
Grundwerte unserer Politik
Freiheit
Solidarität
Gerechtigkeit
VolksparteiDie Christlich Demokratische Union Deutschlands ist
eine Volkspartei. Sie wendet sich an alle Menschen
in allen Schichten und Gruppen unseres Landes.
Unsere Politik beruht auf dem christlichen
Verständnis vom Menschen und seiner Verantwortung
vor Gott.
Für uns ist der Mensch Geschöpf Gottes und nicht das
letzte Maß aller Dinge. Wir wissen um die
Fehlbarkeit des Menschen und die Grenzen politischen
Handelns. Gleichwohl sind wir davon überzeugt, dass
der Mensch zur ethisch verantwortlichen Gestaltung
der Welt berufen und befähigt ist.
Politik aus christlicher VerantwortungWir wissen, dass sich aus christlichem Glauben kein
bestimmtes politisches Programm ableiten lässt. Aber
das christliche Verständnis vom Menschen gibt uns
eine ethische Grundlage für verantwortliche Politik.
Aus der Berufung auf christliche Überzeugungen folgt
für uns nicht der Anspruch, nur innerhalb der
Christlich Demokratischen Union sei Politik aus
christlicher Verantwortung gestaltbar. Die CDU ist
für jeden offen, der die Würde und Freiheit aller
Menschen und die daraus abgeleiteten
Grundüberzeugungen unserer Politik bejaht. Dies ist
die Grundlage für das gemeinsame Handeln von
Christen und Nichtchristen in der CDU.
Sozial, liberal, konservativDie Christlich Demokratische Union Deutschlands
wurde von Menschen gegründet, die nach dem Scheitern
der Weimarer Republik, den Verbrechen des
Nationalsozialismus und angesichts des
kommunistischen Herrschaftsanspruchs nach 1945 die
Zukunft Deutschlands mit einer christlich geprägten,
überkonfessionellen Volkspartei gestalten wollten.
Konrad Adenauer und Ludwig Erhard, Jakob Kaiser und
Helene Weber, Andreas Hermes und Gebhard Müller,
Hermann Ehlers, Eugen Gerstenmaier und Karl Arnold,
Elisabeth Schwarzhaupt und Heinrich von Brentano
haben gemeinsam mit vielen anderen die CDU geprägt
und eine christlich-demokratische Tradition in
Deutschland begründet. So entstand eine neue
Volkspartei, in der sich katholische und
evangelische Christen, Konservative, Liberale und
Christlich-Soziale, Frauen und Männer aus
verschiedenen Regionen, aus allen sozialen Schichten
und demokratischen Traditionen zusammenfanden. Die
CDU hat damit einen neuen Anfang in der deutschen
Parteiengeschichte gesetzt. Ihre geistigen und
politischen Wurzeln liegen im christlich motivierten
Widerstand gegen das nationalsozialistische
Terrorregime, in der Sozialethik der christlichen
Kirchen und in der liberalen Tradition der
europäischen Aufklärung.
Politische GrundentscheidungenAuf der Grundlage gemeinsamer Wertüberzeugungen
haben sich die Mitglieder der CDU ihrer
Verantwortung gestellt und die politischen
Grundentscheidungen im freien Teil Deutschlands
durchgesetzt - für die freiheitliche und
rechtsstaatliche Demokratie, für die Soziale
Marktwirtschaft und die Einbindung der
Bundesrepublik Deutschland in die westliche Werte-
und Verteidigungsgemeinschaft, für die Einheit der
Nation und die Einigung Europas.
Die ganze Geschichte Deutschlands annehmenEs gehört zur Tragik der deutschen
Nachkriegsgeschichte, dass Deutschland geteilt wurde
und die Menschen im Osten Deutschlands erneut den
Diktaturen eines totalitären Systems unterworfen
wurden. Von aufrechten Frauen und Männern gegründet,
geriet die CDU in der Sowjetischen Besatzungszone
und in der DDR zunehmend in das Mahlwerk des
totalitären Regimes. An die Stelle demokratischer
Prinzipien traten die Mechanismen des
sozialistischen Zentralismus. Vielen Menschen, die
den christlich-demokratischen Werten nahestanden,
war so der Weg zur Mitarbeit versperrt. Andere
blieben trotz innerer Zweifel in der Partei. Trotz
Benachteiligungen und persönlicher Risiken haben
viele Mitglieder ihre innere Unabhängigkeit bewahrt.
Sie konnten jedoch nicht verhindern, dass
Bequemlichkeit, Opportunismus und Kollaboration bis
hin zur persönlichen Skrupellosigkeit einzelner das
Bild der Partei prägten. Die CDU nimmt die ganze
Geschichte Deutschlands und damit auch die der
eigenen Partei an und stellt sich dem notwendigen
Prozess der Aufarbeitung und Erneuerung. Wir wollen
dabei auch das Erbe der Bürgerbewegungen in der
ehemaligen DDR aufnehmen und fortführen.
Bewahren und Erneuern
Das christliche Verständnis vom Menschen ist unser
geistiges Fundament und der historische
Ausgangspunkt unserer Partei. Zu ihr gehören
wertkonservative Gedanken ebenso wie
christlich-soziale und liberale Überzeugungen. Diese
Parteitradition wollen wir fortschreiben und dabei
Bewährtes erhalten und Neues entwickeln. Die CDU
will unterschiedliche Standpunkte durch gemeinsame
Werte und Ziele verbinden. Unterschiede der
Meinungen und Interessen sollen offen, in
gegenseitiger Achtung und Toleranz ausgetragen
werden.
Würde des MenschenWir bekennen uns zur Würde des Menschen. Würde und
Leben des Menschen - auch des ungeborenen - sind
unantastbar. Wir achten jeden Menschen als einmalige
und unverfügbare Person in allen Lebensphasen. Die
Würde aller ist gleich - unabhängig von Geschlecht,
Rasse, Nationalität, Alter, Behinderung, von
religiöser und politischer Überzeugung, von
Gesundheit und Leistungskraft, von Erfolg oder
Misserfolg und vom Urteil anderer.
Verantwortung vor GottAus der Würde des Menschen erwächst das Recht eines
jeden auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit.
Die Freiheit gibt dem Menschen die Möglichkeit zur
sittlichen Entscheidung. Jeder Mensch trägt dafür
die Verantwortung vor seinem Gewissen und nach
christlichem Verständnis vor Gott.
Der einzelne und die GemeinschaftJeder Mensch ist auf Gemeinschaft mit seinen
Mitmenschen angelegt und angewiesen. Die Freiheit
des einzelnen verwirklicht und bewährt sich in der
Zuwendung zum Nächsten und in der Gestaltung des
menschlichen Zusammenlebens. Das bedeutet, dass der
einzelne Verantwortung für sich und seine
Mitmenschen tragen muss.
Irrtum und SchuldJeder Mensch ist Irrtum und Schuld ausgesetzt. Die
Unvollkommenheit und Endlichkeit des Menschen, die
Begrenztheit seiner Planungs- und
Gestaltungsfähigkeit, setzen auch der Politik
Grenzen. Die Einsicht in diese Begrenztheit bewahrt
uns vor ideologischen Heilslehren und einem
totalitären Politikverständnis und schafft
Bereitschaft zur Versöhnung. Bei allem Engagement
können wir die vollkommene Welt nicht schaffen.
Bewahrung der SchöpfungWir Christliche Demokraten verstehen den Menschen
als Teil der Schöpfung. Die Natur ist nicht nur
Voraussetzung und Instrument unseres Lebens, sondern
Schöpfung Gottes, der eine Eigenbedeutung zukommt.
Es steht uns nicht zu, nach Belieben über die
Schöpfung zu verfügen. Sie ist dem Menschen zur
Gestaltung und Bewahrung anvertraut.
Selbstverpflichtung der CDUUnser Gemeinwesen lebt von geistigen Grundlagen, die
nicht selbstverständlich und für alle Zeiten
gesichert sind. Es ist die besondere
Selbstverpflichtung der CDU, die christlich
geprägten Wertgrundlagen unserer freiheitlichen
Demokratie zu bewahren und zu stärken. Dies
unterscheidet uns Christliche Demokraten wesentlich
von sozialistischem, nationalistischem und
liberalistischem Denken.
Grundwerte im SpannungsverhältnisGrundlage und Orientierung unseres politischen
Handelns sind das christliche Verständnis vom
Menschen und die daraus abgeleiteten Grundwerte
Freiheit, Solidarität und Gerechtigkeit. Die
Grundwerte erfordern und begrenzen sich gegenseitig.
Keiner erfüllt ohne die anderen seinen Sinn. Ihre
Gewichtung untereinander richtig zu gestalten ist
Kern der politischen Auseinandersetzung.
Die Grundwerte sind als unteilbare Menschenrechte
nicht auf nationale Grenzen beschränkt und sind
verpflichtende Grundlage für unsere Außenpolitik.
Freie Entfaltung in der GemeinschaftWir Christliche Demokraten treten für das Recht des
einzelnen auf freie Entfaltung der Person ein. Als
sittliches Wesen kann der Mensch vernünftig und
verantwortlich entscheiden und handeln. Es ist
Aufgabe der Politik, den Menschen den notwendigen
Freiheitsraum zu sichern. Freiheit umfasst Rechte
und Pflichten. Wer Freiheit für sich fordert, muss
die Freiheit seines Mitmenschen anerkennen. Die
Freiheit des einzelnen findet ihre Grenzen in der
Freiheit des anderen und in der Verantwortung für
die zukünftigen Generationen und für die Bewahrung
der Schöpfung.
Freiheit in VerantwortungDer Mensch entfaltet sich in der Gemeinschaft.
Freiheit verwirklicht sich durch Selbstverantwortung
und Mitverantwortung. Jeder Bürger soll im geeinten
Deutschland Freiheit in Familie, Nachbarschaft,
Arbeitswelt und Freizeit sowie in Gemeinde und Staat
erfahren und verwirklichen können. Die
Verwirklichung der Freiheit des einzelnen ist ohne
die Übernahme von Verantwortung für sich und die
Gemeinschaft ethisch nicht möglich. Wir wenden uns
gegen einen falsch verstandenen Individualismus auf
Kosten anderer. Wir wollen den Sinn für
Verantwortung und Gemeinwohl, für Pflichten und
Bürgertugenden stärken.
Recht sichert FreiheitRecht, das die personale Würde des Menschen schützt,
sichert Freiheit. Es regelt das geordnete und
friedliche Zusammenleben der Menschen in Freiheit.
Die Verwirklichung der Freiheit bedarf der sozialen
Gerechtigkeit. Die Verhältnisse, unter denen der
Mensch lebt, dürfen der Freiheit nicht im Wege
stehen. Aufgabe der Politik ist es daher, der Not zu
wehren, unzumutbare Abhängigkeiten zu beseitigen und
die materiellen Bedingungen der Freiheit zu sichern.
Persönliches Eigentum erweitert den Freiheitsraum
des einzelnen für seine persönliche
Lebensgestaltung.
SubsidiaritätDie Verwirklichung der Freiheit bedarf der
eigenverantwortlichen Lebensgestaltung. Aus ihr
ergibt sich für die Ordnung des gesellschaftlichen
Lebens das Prinzip der Subsidiarität, nach dem Staat
und Gemeinden auf die Übernahme von Aufgaben
verzichten, die von den einzelnen Bürgern oder
jeweils kleineren Gemeinschaften erfüllt werden
können.
Was der Bürger allein, in der Familie und im
freiwilligen Zusammenwirken mit anderen ebensogut
leisten kann, soll ihm vorbehalten bleiben. Der
Grundsatz der Subsidiarität gilt auch zwischen
kleineren und größeren Gemeinschaften sowie zwischen
freien Verbänden und staatlichen Einrichtungen. Zur
Verpflichtung des Staates und der Gemeinschaft
gehört es, die subsidiäre Aufgabenwahrnehmung zu
erleichtern und zu fördern.
Das Prinzip der Subsidiarität verlangt aber auch,
dass die größeren Gemeinschaften, zuletzt auch die
staatliche Ebene, tätig zu werden haben, wenn
gesellschaftspolitische Erfordernisse die
Leistungskraft der einzelnen oder der kleineren
Gemeinschaften überfordern.
GleichberechtigungAus der Freiheit des einzelnen folgt das gleiche
Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit für
Frauen und Männer in allen Bereichen. Ein
partnerschaftliches Miteinander ist der beste Weg
zur Verwirklichung der Gleichberechtigung.
Plurale GesellschaftDer freien Entfaltung der Person entspricht unsere
plurale Gesellschaft. Sie ist Ausdruck der Vielfalt
der Meinungen, Bedürfnisse und Interessen der Bürger
und damit Grundlage unserer freiheitlichen
Demokratie. Nur eine freiheitliche, solidarische und
gerechte Gesellschaft und ein nach diesen
Grundwerten handelnder Staat werden der Würde des
Menschen gerecht.
LeistungDie eigene Leistung gehört zur freien Entfaltung der
Person. Unsere Gesellschaft ist auf die
Leistungsbereitschaft ihrer Mitglieder angewiesen.
Sie ist eine der wesentlichen Grundlagen für
Wohlstand und sozialen Frieden. Wir wollen den
persönlichen Leistungswillen und die Initiative
einzelner anerkennen und fördern. Seine Würde und
sein Recht hat der Mensch unabhängig von jeder
Leistung.
Wehrhafte DemokratieZur Freiheit gehört die Bereitschaft, sie nach außen
und innen zu schützen und für sie zu kämpfen. Wir
bekennen uns zum Prinzip der wehrhaften Demokratie
und Rechtsstaatlichkeit. Wer frei ist, hat die
Pflicht, für die Freiheit derer einzutreten, denen
Freiheit vorenthalten wird. Wir wollen Freiheit für
alle, nicht nur für wenige. Sie darf nicht auf
wenige Völker oder gesellschaftliche Gruppen
beschränkt sein. Wir wollen dazu beitragen,
unzumutbare Abhängigkeiten und Not zu beseitigen
sowie weltweit für Recht, soziale Gerechtigkeit und
Demokratie eintreten.
Soziale Natur des MenschenSolidarität heißt füreinander da sein, weil der
einzelne und die Gemeinschaft darauf angewiesen
sind. Solidarität ist Ausdruck der sozialen Natur
des Menschen und folgt aus dem Gebot der
Nächstenliebe. Ihren ethischen Maßstab gewinnt sie
aus der Würde des Menschen. Das Ziel, ein
menschenwürdiges Leben für alle zu ermöglichen,
verpflichtet uns zu solidarischem Handeln.
Solidarität muss deshalb vor allem den Menschen
gelten, die ihre Rechte nicht selbst vertreten
können.
Wechselseitige Verantwortung des einzelnen und der
GemeinschaftDer einzelne und die Gemeinschaft sind auf die
solidarische Mitwirkung aller angewiesen. Jeder hat
das Recht auf und die Pflicht zur Solidarität und
trägt mit seiner Arbeit und Leistung dazu bei, dass
die Gemeinschaft aller für die einzelnen eintreten
kann. Wir bekennen uns zu dieser wechselseitigen
Verantwortung des einzelnen und der Gemeinschaft.
Elementare Formen der Solidarität sind Hilfe und
Unterstützung im unmittelbaren persönlichen
Miteinander - in der Familie, unter Nachbarn und in
privaten Gemeinschaften. Dort aber, wo die Kräfte
des einzelnen, von freien Verbänden oder Gruppen
überfordert sind, müssen die Gemeinschaft und der
Staat helfen. Er muss die verantwortliche
Selbsthilfe im Rahmen des Möglichen erleichtern und
zumuten. Die CDU bekennt sich zu dieser
wechselseitigen Verantwortlichkeit, die gleich weit
entfernt ist vom ungebundenen Individualismus wie
vom Kollektivismus.
Solidarität und SubsidiaritätDie soziale Sicherung beruht auf den Prinzipien der
Solidarität und Subsidiarität. Durch die soziale
Sicherung werden gemeinschaftlich die Risiken
abgesichert, die der einzelne allein nicht
bewältigen kann. Die soziale Sicherung hat
befriedende und befreiende Wirkung. Solidarität
verbietet den Missbrauch des Systems der sozialen
Sicherung. Durch die soziale Sicherung werden keine
widerruflichen Almosen, sondern es wird für den
einzelnen ein Recht auf Sicherheit begründet.
Solidarität und MitverantwortungSolidarität ist ohne Opfer nicht denkbar. Wer Hilfe
und Solidarität von anderen erwartet, muss selbst
bereit sein, anderen zu helfen. Wer sich davon
ausschließt und nur für seinen persönlichen Vorteil
wirtschaftet und lebt, entzieht der Gemeinschaft die
Grundlage für den sozialen Frieden. Solidarität
verbindet nicht nur Interessengruppen in der
Wahrnehmung ihrer berechtigten Anliegen, sondern
greift über die widerstreitenden Interessen hinaus.
Solidarität verpflichtet die Starken zum Einsatz für
die Schwachen und alle im Zusammenwirken für das
Wohl des Ganzen.
Solidarische Gemeinschaft im wiedervereinigten
DeutschlandGelebte Solidarität ist das Kennzeichen der Menschen
eines Volkes im Umgang miteinander. In Deutschland
ist die Solidarität nach der Wiedervereinigung
besonders gefordert. Wir werden die innere Einheit
nur finden, wenn sich alle Deutschen als
solidarische Gemeinschaft verstehen.
Solidarität mit den künftigen GenerationenSolidarität verpflichtet uns auch gegenüber den
künftigen Generationen. Alle politischen
Entscheidungen müssen dieser Verantwortung gerecht
werden. Wir dürfen nicht weiter auf Kosten unserer
Kinder und Kindeskinder leben. Der Eigenwert der
Schöpfung und unsere Verantwortung für die kommenden
Generationen verpflichten uns, die Lebensgrundlagen
der Menschheit zu erhalten und die Schöpfung zu
bewahren. Wir setzen uns für eine weltweite
Solidarität in der Völkergemeinschaft ein. Ohne sie
ist die Überwindung der Kluft zwischen Arm und Reich
in unserer Welt und die Bewahrung der Schöpfung
nicht möglich.
GleichheitGrundlage der Gerechtigkeit ist die Gleichheit aller
Menschen in ihrer von Gott gegebenen Würde und
Freiheit. Gerechtigkeit bedeutet gleiches Recht für
alle. Recht schützt vor Willkür und Machtmissbrauch.
Es sichert Freiheit auch für den Schwächeren und
schützt ihn.
ChancengerechtigkeitGerechtigkeit fordert die Anerkennung der
persönlichen Leistung und Anstrengung ebenso wie den
sozialen Ausgleich. Gerechtigkeit verlangt, Gleiches
gleich und Ungleiches ungleich zu behandeln.
Chancengerechtigkeit ist die notwendige Ergänzung
der Gleichheit vor dem Recht. Sie soll jedem die
Möglichkeit geben, sich in gleicher Freiheit so zu
entfalten, wie es seiner persönlichen Eigenart
entspricht. Wir setzen uns dafür ein, dass jeder
Mensch seine Lebenschancen frei und verantwortlich
wahrnehmen kann.
Ausgleichende GerechtigkeitDeshalb treten wir für eine Politik ausgleichender
Gerechtigkeit ein. Chancengerechtigkeit wächst auf
dem Boden möglichst gerecht verteilter
Lebenschancen. Dazu gehört ein offener Zugang zu den
Bildungseinrichtungen unter Ausgleich nachteiliger
Vorbedingungen ebenso wie die Möglichkeit der
Mitsprache und Mitverantwortung, die Nutzung
lebenswichtiger Güter und der Erwerb persönlichen
Eigentums.
Streben nach GerechtigkeitAbsolute Gerechtigkeit ist nicht erreichbar. Auch
politisches Handeln stößt wegen der Unzulänglichkeit
des Menschen an Grenzen. Aber wir setzen uns mit
äußerster Anstrengung für mehr Gerechtigkeit in
unserer Gesellschaft und eine gerechtere Welt ein.
Soziale GerechtigkeitGerechtigkeit schließt die Übernahme von Pflichten
entsprechend der Leistungsfähigkeit des einzelnen
zum Wohle des Ganzen ein. Soziale Gerechtigkeit
verlangt, vor allem denjenigen Menschen zu helfen,
die nur unzureichend zur Selbsthilfe fähig sind und
allein ihre Belange nicht wirkungsvoll vertreten und
durchsetzen können. Wir fühlen uns den Schwachen und
sozial Benachteiligten besonders verpflichtet. Für
uns gilt, niemanden fallen zu lassen und jedem in
unserer Gesellschaft menschenwürdige
Lebensverhältnisse zu sichern.
Gleiches Recht für alleJede Bürgerin und jeder Bürger in Deutschland soll
Recht finden, soll Chancen wahrnehmen und durch
Leistung verbessern können, soll Eigentum und
Bildung erwerben und mit der eigenen Kraft zur
ausgleichenden Gerechtigkeit beitragen. Im geeinten
Deutschland ist es unsere besondere Aufgabe, uns um
Gerechtigkeit für die Bürger zu bemühen, denen sie
über Jahrzehnte vorenthalten wurde. Auch wo
Gerechtigkeit nicht mehr erreichbar ist, muss Hilfe
für die Opfer und Förderung der einst
Benachteiligten im Zentrum stehen. Unter
Unrechtsbedingungen erworbene Besitzansprüche
bedürfen einer Überprüfung. Der feste Wille zur
Gerechtigkeit muss die innere Einheit unseres Landes
bestimmen und ihre Gestaltung leiten.
Einsatz für weltweite GerechtigkeitWo das Recht der Menschen auf ein menschenwürdiges
Leben missachtet wird, wo die Freiheit einzelner,
bestimmter Gruppen oder ganzer Völker unterdrückt
wird, herrschen Gewalt und Unfrieden. Wir treten ein
für die Achtung der Menschen- und Bürgerrechte und
die Überwindung sozialer und wirtschaftlicher Not.
Damit leisten wir unseren Beitrag zum Frieden
zwischen den Völkern und für eine gerechtere Welt.
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